Monday 15 July 2013

Zur Komplexitaet des Nationalbewusstseins im Zeitalter des Nationalismus

Zur Komplexität des Nationalbewußtseins im Zeitalter des Nationalismus

Silke Beinssen-Hesse
Monash University


Der Nationalismus leidet seit Ende des 2. Weltkrieges unter einem schlechten Ruf.
In seiner Studie Nations and Nationalism since 1780 zeigt Hobsbawm, [1] daß es mehrere historische Stadien des Nationalismus gegeben hat, die sich deutlich von einander unterscheiden und die nicht pauschal beurteilt werden können. So identifiziert er z.B. einen vorpolitischen Protonationalismus, einen Nationalismus der rivalisierenden nationalen Großstaaten mit ihren mehr oder weniger autonomen nationalen Minderheiten, und nach 1918 Woodrow Wilsons Nationalismus, der das Recht auf ethnische Selbstbestimmung verkündete und schließlich in den rassistischen und chauvinistischen Nationalismus Hitlers mündete. Hobsbawm macht auch darauf aufmerksam, daß man meistens sehr wenig über die Ansichten und Gefühle des einzelnen Bürgers weiß und daß es hier schwer ist, ergiebiges Forschungsmaterial zu finden, welches über den Grad und die Art des jeweiligen Nationalbewußtseins und Nationalismus Aufschluß geben könnte.
Er spricht von Nationen als “dual phenomena, constructed essentially from above, but which cannot be understood unless also analysed from below, that is in terms of the assumptions, hopes, needs, longings and interests of ordinary people, which are not necessarily national and still less nationalist.” Über die Schwierigkeiten hier Einsicht zu gewinnen sagt er:

First, official ideologies of states and movements are not guides to what is in the minds of even the most loyal citizens or supporters. Second, and more specifically, we cannot assume that for most people national identification – when it exists – excludes or is always or ever superior to, the remainder of the set of identifications which constitute the social being. In fact, it is always combined with identifications of another kind, even when it is felt to be superior to them. Thirdly, national identification and what it is believed to imply, can change and shift in time, even in the course of quite short periods. In my judgement this is the area of national studies in which thinking and research are most urgently needed today.[2]

Da sich das Nationalgefühl auf ganz verschiedene Formen der Gemeinsamkeit stützen kann  - unter anderem Sprache, Sippe oder Rasse, Religion, Geschichte, Territorium, Kultur und Literatur, wie auch politische Konventionen oder Ansprüche – kann es von verschiedenen Nationen und Individuen ganz verschieden erlebt werden, wie dies auch stets der Fall gewesen ist.[3]

Ich bin seit einiger Zeit damit beschäftigt, weit über tausend Briefe meines Vaters, Ekkehard Beinssen (1899-1980), die zwischen den Jahren 1909 und 1980 geschrieben wurden, auf ihren Beitrag zum Thema des erlebten Nationalbewußtseins hin zu untersuchen. Da er im Ausland (Australien) von deutschen Eltern geboren wurde, doppelte, in gewisser Weise sogar dreifache Nationalität besaß (Britisch-Australisch und Deutsch), zwei Sprachen sprach, in zwei Schulsystemen erzogen wurde, jedoch im Ersten Weltkrieg an der Seite seiner Komilitonen aus der deutschen Oberschule gegen seine Kameraden aus der australischen Unterschule kämpfen mußte, da er später sowohl in seinen beiden Ursprungsländern wie in vielen anderen Ländern der Welt gelebt hat, bis nach dem zweiten Weltkrieg immer unter dem inneren und äußeren Zwang unwiderruflich und ausschließlich als ehemaliger deutscher Soldat, zumal von deutschem Blut, deutsch sein zu müssen, also zu den Verachteten und Ausgeschlossenen der Welt zu gehören, lassen sich an seinen Erfahrungen, als an einem extremen Beispiel, die Komplexitäten und Möglichkeiten des erlebten und gelebten Nationalismus im zwanzigsten Jahrhundert deutlich machen. Mein Aufsatz soll also der Versuch sein, einen Teil der Geschichte des Nationalismus im zwanzigsten Jahrhundert sozusagen von unten, vom Standpunkt eines einzelnen, zu skizzieren. Das vollständige Material, das die Briefe Ekkehard Beinssens liefern, kann natürlich nur in der längeren Biographie vorgeführt werden, an der ich augenblicklich schreibe.

Ekkehards Vater, Hermann Beinssen, gebürtiger Bremer und ein überzeugter Hanseat, war gelernter Wollkaufmann und wurde 1894 von seiner Antwerpener Firma nach Sydney geschickt, wo er eine Filiale gründete, die ihn schnell zu erheblichem Wohlstand brachte. Auf einer seiner jährlichen Geschäftsreisen nach Europa heiratete er eine Deutsche, die ihre frühe Jugend als Tochter eines Kaufmanns in den USA verbracht hatte. Ihre drei Kinder wurden zwischen 1897 und 1901 in Sydney geboren. Dort wohnte die Familie bis 1911 in einem großen alten Haus mit weitem, an den Hafen grenzenden Garten und konnte sich Gärtner, Mädchen und Gouvernante leisten. Sie verkehrte mit wohlhabenden und angesehenen Australiern und den Geschäftsleuten der deutschen Kolonie. In der Familie wurde von Anfang an englisch gesprochen; nur die Großmutter sprach mit den Kindern (sächsisches) deutsch. Nach altem englischen Brauch wurde Ekkehard mit zehn Jahren zusammen mit seinem besten Freund, dem Sohn eines Richters, in ein renommiertes Internat geschickt.

Die kaufmännische Laufbahn Hermann Beinssens, dessen Eltern, vom Lande zugewandert, zum Kleinbürgertum gehört hatten und dessen Vater früh gestorben war, war nur denkbar in einer Zeit des industriellen Fortschritts, in der das britische Weltreich dominierte und seine pax britannica und seine free trade policy den offenen internationalen Handel garantierten. Diese Epoche dauerte bis etwa 1913. Es war eine Epoche der Kolonialherrschaft, der ökonomischen Ausnutzung und Modernisierung nicht-westlicher Länder, in der zahllose Europäer fern von ihrer Heimat ein priviligiertes Dasein als Verwalter und Kaufleute führten, eine Epoche der Privatinitiative, der erstaunlichen Möglichkeiten sozialen Aufstiegs, der Brüderschaft unter Weißen, einer auf Reichtum beruhenden gesellschaftlichen Hierarchie und einer überwiegend aesthetischen Kultur. Es war auch eine Epoche der Reise-  und Entdeckungslust, in der sich junge Menschen auf früher ungeahnte Weise bewähren konnten. Dies war, wie es schien, das britische Wesen und die britische Lebensauffassung, eine kosmopolitische Einstellung, zu der sich Menschen, wie die Beinssens, gerne bekannten. (Natürlich war sie nebenbei auch imperialistisch-national). Das frühe Erlebnis einer “offenen Welt” blieb für Ekkehard der Maßstab. Was diese Dinge betraf, war er britisch.     

Britisch war auch die Betonung des Mannschaftssports, besonders des beliebten Cricket, in der Schule. Hierbei sollte man  teamwork und sportsmanship, Zusammenarbeit einer Gruppe im Kampf mit einer gleichartigen, gleich starken Gegengruppe lernen, Wettbewerb und hitzige Gegnerschaft, Disziplin und Ausdauer, physisches und psychologisches Geschick, Mut, Achtung für Regeln, fairness,  Haltung im Verlieren und Großzügigkeit gegenüber dem Verlierer, dessen Leistung respektiert werden mußte und mit dem man gerne den nächsten, vielleicht anders auslaufenden Wettkampf arrangierte. Es galt zu lernen ein good sport zu sein und das war wichtiger als jeder formelle Schulunterricht. Warum das? Der Mannschaftssport folgte demselben Schema wie der Wahlkampf und die Parlamentsdebatte in der britischen Demokratie; es gab zwei Parteien die zwar nach Kräften gegeneinander kämpften, jedoch aus Mitbürgern bestanden, denen es um das Wohl desselben Landes ging und die dieselben Werte teilten. Außerhalb des Parlaments gab man sich die Hand und war wieder gut Freund. In Ekkehards Briefen aus dem Internat, Tudor House, spielte Cricket stets eine große Rolle. Und es ist nicht zu leugnen, daß unzählige britische, australische und auch deutsche junge Männer in den Ersten Weltkrieg wie in ein Mannschaftsspiel zogen, und daß die Deutschen, unter ihnen Ekkehard, als sie verloren, auf die anerzogene britische fairness vertrauten. Ein anderer Aspekt der Demokratie, das Stimmrecht und das Recht der freien Meinungsäußerung, gefährlicher für eine Schulleitung, wurde nicht geübt, obwohl ein freundlicher Ton in der Schule herrschte. Später in der Oberschule hätte Ekkehard vermutlich auch den Sport des parlamentarischen Debattierens, bei dem einem der Standpunkt, den die eigene Partei vertritt, vorgeschrieben wird, betreiben können, aber auch hier hätten Mannschaft und Disziplin, nicht die Überzeugung des Einzelnen, im Vordergrund gestanden.    

Aber wie Australien überhaupt, das neun Jahre bevor Ekkehard nach Tudor House kam seine Kolonien zu einem nationalen Bundesstaat zusammengeschlossen hatte, obwohl es den engen Anschluß an England dabei nicht aufgab und weiterhin den englischen König als Oberhaupt anerkannte, war auch die Schule bemüht, seine Schüler sowohl zu guten Briten wie zu guten Australiern zu erziehen. Australien hatte immer schon gegenüber Britannien ein Minderwertigkeitsgefühl gehabt. Es hatte als Sträflingskolonie begonnen und obwohl 99% der Australier von Briten abstammten, hatten in England geborene Personen in Australien, wie in allen englischen Kolonien, stets mehr gegolten als gebürtige Australier. Bis lange nach dem Zweiten Weltkrieg mußte der Gouverneur ein Engländer sein. Aber nachdem Australien am 1. Januar 1901 ein nationaler Bundesstaat geworden war, begannen auch nationale Gefühle sich zu regen. Man war stolz auf die Leistung der australischen Freiwilligen im Burenkrieg und begründete ihren Erfolg mit ihrer Erfahrung als Pioniere und Buschmänner in einem harten Land. Junge Engländer, argumentierte man, hätten keine Gelegenheit zu solch einem Training.[4] Die Schüler in Tudor House sollten nicht nur zu britischen Cricketern sondern auch zu australischen Buschmännern erzogen werden. Sie durften Tiere halten, weite Radfahrten über Land machen und an Wochenenden fand stets ein Picnic statt, bei dem man Wanderungen und waghalsige Klettereien unternahm, in Felslöchern schwamm und die Natur kennenlernte. Als Student in Bayern machte Ekkehard dann gefährliche Bergwanderungen alleine und später war er in Neuguinea neun Monate lang im Busch, zum Teil in noch unerforschten Gebieten. In dieser Beziehung blieb er der Definition des Australiers getreu.

Hermann Beinssen und seine Frau begründeten ihre Rückkehr nach Deutschland im Jahre 1911 mit dem Wunsch, daß ihre Kinder, besonders der einzige Sohn, sich auch in der Sprache und Kultur ihrer Vorfahren heimisch fühlen sollten. Es ist möglich, daß ihnen nebenbei die Weltlage und ein beginnender australischer Chauvinismus Sorge machten. Aber im Vordergrund stand doch der kosmopolitische Wunsch, Kinder aufzuziehen, die sich in zwei Sprachen und zwei Kulturen völlig zu Hause fühlten. Für den künftigen Wollkaufmann, als den Hermann seinen Sohn erziehen wollte, mußte das außerdem von großem praktischen Nutzen sein. Deutschland war jedoch für die Beinssen-Kinder eine Enttäuschung, wenn sie sie auch tapfer akzeptierten: die engeren Verhältnisse, die städtische Kultur, das autoritäre Schulsystem und die langen Abwesenheiten der Eltern. Die australische Heimat wurde nun zu einer paradiesischen Erinnerung; die Sprache der Geschwister untereinander blieb weiterhin ihr geliebtes Englisch.

Drei Jahre nach der Rückkehr der Beinssen-Familie begann dann der Krieg, in dem auch England und Australien auf Feindesseite standen. Im dritten Kriegsjahr wurde Ekkehard mit achtzehn kriegspflichtig; es gelang ihm zum letztmöglichen Zeitpunkt als Freiwilliger in ein Elite-Regiment einzutreten, wo er als Offizier ausgebildet wurde. Seine Truppe wurde mehrmals bei besonders schweren Kämpfen als Stoßtrupp eingesetzt; sein erstes Kriegserlebnis war gegenüber Australiern bei den furchtbaren Kämpfen um Passchendaele. Dort entnahm er einem gefallenen australischen Major einen Brief, aus dem hervorging, daß dieser in derselben Gegend von Sydney gewohnt hatte, wie einst er; es wurde in ihm ein Mann erwähnt, der später zu den engsten Freunden Hermann Beinssens gehörte. Ekkehard hoffte, wie es sich herausstellte vergebens, daß er den Brief der Familie würde zurückbringen können, als Geste der Versöhnung. Er hatte auch einmal Gelegenheit mit gefangenen Australiern zu sprechen, als sein Zug und ihrer am selben Bahnhof hielten. Aus Ekkehards Briefen spricht die Sorge um seine australischen Freunde, aber auch das Gefühl, daß seine Zugehörigkeit zu Australien wie ein Schutz wirken könnte. Ganz am Anfang kommentiert er in einem Brief einen Fliegerkampf einmal wie ein Mannschaftsspiel. Dergleichen geschieht nach der ersten Schlacht nicht wieder. Und doch hat man das Gefühl, daß Ekkehard zwar auf “seiner” Seite kämpft, aber die Zugehörigkeit zur deutschen oder australischen Mannschaft als gleichwertig und im Grunde beliebig erlebt. Als Staatsangehöriger hat man eine Pflicht, der man nachkommen muß, aber keine Mission. Das furchtbare Gemetzel, in das man verwickelt war, war Schicksal, nicht gewollte Handlung. Vermutlich hatten die wenigsten der jungen Männer auf beiden Seiten den Wunsch, ihre Altersgenossen umzubringen.

Die Niederlage konnte Ekkehard hinnehmen, zumal sie den ersehnten Waffenstillstand  brachte. Auf beiden Seiten war mutig und anständig gekämpft worden und die Gegner hätten sich nun in gegenseitiger Anerkennung die Hand geben müssen. Die Niederlage war für die Deutschen unerwartet gekommen, wie zufällig, da die Oberste Heeresleitung weder Regierung, Bürger noch Soldaten über den Stand der Dinge informiert hatte. Jetzt war zu Hause Revolution und Hungersnot. Aber die erwartete versöhnliche Geste des Siegers blieb aus. Im Gegenteil, Deutschland wurde im Versailler Vertrag die alleinige Schuld für den Krieg zugeschoben, es wurde zur Strafe aus den Friedensverhandlungen ausgeschlossen und mit dem Verlust von deutschen Grenzgebieten und Kolonien und hohen aber nicht festgelegten Reparationen bestraft, die es auf Jahrzehnte hin lahm legen sollten. Die Nation wurde wie ein gefährlicher Verbrecher behandelt, obwohl die Entscheidung für den Krieg nicht bei der deutschen Bevölkerung und schon mal gar nicht bei den Soldaten gelegen hatte. Nun, wo es darauf ankam, war von der englischen fairness nichts zu spüren; es ging den Siegern, wie es schien, um Rache und vor allem um den eigenen Vorteil. Die Regeln hatten sich offensichtlich geändert. Als Deutscher war man fortan aus der internationalen Gemeinschaft weitgehend ausgeschlossen und in das Gefängnis des eigenen Landes verbannt. Es blieb einem also nichts anderes übrig, als sich mit seinem Deutschtum anzufreunden. Auf Jahre hinaus hegte Ekkehard einen tiefen Widerwillen gegen das Ethos der britischen Demokratie, der durch die Unbeholfenheit der Weimarer Regierung nur verstärkt wurde. Für ihn förderte die Demokratie die Vermassung und das gedankenlose Mitläufertum.

Was auch im Versailler Vertrag zum Zuge kam war das neue nationalistische Ethos Woodrow Wilsons. Aus seiner Sicht hatte jede ethnische Gemeinschaft, besonders wenn sie sich durch eine eigene Sprache absetzte, prinzipiell das Recht auf einen eigenen Staat, auch wenn sich dies nicht immer bewerkstelligen ließ. In den Gebieten um Deutschland und Österreich entstanden schwache Staaten, wie die Tschechoslovakei und Polen, die sich von Frankreich, dem deutschen Gegner, Schutz erhofften. Dagegen wurden das deutschsprachige Österreich, Schlesien, das Sudetenland und das Saargebiet – es handelte sich hier zum Teil um wirtschaftlich wichtige Gebiete -  nicht bei Deutschland belassen oder mit ihm vereinigt und die verstreuten europäischen Minoritäten, darunter die deutschen, blieben bestehen. Wieder wurde mit zwei Maßen gemessen. Der gefährliche Anspruch auf ethnische Selbstbestimmung als Menschenrecht leitete eine neue intensive Phase des Nationalismus ein, die zum Rassismus und letztlich zum Zweiten Weltkrieg führen sollte.[5] Die europäischen Staaten und Amerika wurden protektionistisch und strebten oft fast die Autarchie an; free trade war unmodern geworden.[6] In dieser Welt konnte man nicht mehr bikulturell und kosmopolitisch sein. Ekkehard mußte sich zu seinem Deutschtum bekennen und da er nicht als Deutscher aufgewachsen war, mußte er nun versuchen zu verstehen, was es bedeutete, deutsch zu sein. Es konnte nur das Gegenteil vom Britisch-Westlichen sein.

Mit dieser Aufgabe beschäftigte er sich in seiner Studienzeit. Obwohl er auf Wunsch seines Vaters offiziell Volkswirtschaft studierte, konzentrierte er sich hauptsächlich auf Philosophie und Literatur. Die deutschen Länder hatten sich immer durch ihre gemeinsame Kultur verbunden gefühlt; hier also mußte der Schüssel zum Deutschtum liegen. Die pessimistische Weltanschauung Schopenhauers bot zunächst eine Erklärung für die Grauen des Krieges;  Menschen waren hilflose Opfer ihrer Leidenschaften, die sie dazu verführten, einander auf die sinnloseste Weise zu verletzen und schädigen, wenn es ihnen nicht gelang sich über ihre destruktiven Triebe zu erheben. Aber Schopenhauers Weltabgewandtheit half einem nicht aus der Nachkriegs-Depression heraus. Nietzsche, dagegen, forderte den Menschen auf, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen, sich Ziele zu setzen, neue Werte zu schmieden, und seine Begabungen bis aufs Äußerste auszubilden und zu nutzen, mit anderen Worten, sich im Geiste Darwins zu einem “Übermenschen” zu entwickeln. Auch Goethes Faust, anerkannt als das repräsentativste deutsche Kunstwerk, stellte den Anspruch, sich allen Möglichkeiten des Lebens zu stellen. Das selbe Ethos der Selbstvervollkommnung predigte auch der deutsche Bildungsroman. Oswald Spengler, den Ekkehard als Student kennenlernte, hatte das Faustsche Element sogar zum Prinzip der westlichen Kultur erhoben. Der Beitrag Deutschlands zur Welt war nicht team work, das sich-Fügen des Einzelnen in die Gruppe, sondern ganz im Gegenteil, Selbsterfüllung des Einzelnen, auf daß die Menschheit eine höhere Stufe der Entwicklung erreiche.[7] Für Ekkehard wurde dieser Gedanke etwas wie eine Mission, zu der er sich als Deutscher berufen fühlte und für die er, besonders im Ausland, ein Beispiel liefern mußte. Menschen mit dem Ziel der Selbstvervollkommnung würden sich auch nicht mehr als Kanonenfutter verbrauchen lassen, noch eine von ihren Eltern vorbestimmte Laufbahn ergreifen. Es würde sich eine Elite von “großen” Menschen herausbilden, denen es gelingen müßte, die Welt auf faire und friedliche Weise zu regieren. Ekkehard begann ein Studium der großen Männer der Weltgeschichte als eine Erforschung der Wege, die zum erfolgreichen Übermenschen führten. Er träumte auch von einem Weltparlament bestehend aus großen Künstlern, Helden und Weisen aller Länder und überlegte, ob man eine junge Elite in Kommunen zu einer verantwortungsvollen und weitsichtigen Führerschaft, die ihrer Aufgabe wirklich gewachsen wäre, heranbilden könnte. Es war eine Epoche der großen ideologischen Entwürfe und er war in dieser Hinsicht ein Sohn seiner Zeit, auch wenn seine Gedanken zunächst in keine der gängigen politischen Richtungen hineinpaßten. Sie erlebten später ihre Pervertierung in dem Führerkult um Hitler.

Aber bei aller nationalen Eigenart blieb für Ekkehard das kosmopolitische Ziel doch erhalten. Er lehnte zwar den Internationalismus des Marxismus ab, weil er seiner Ansicht nach Menschen und Nationen in eine graue Masse zu verwandeln trachtete. Aber die Abschaffung von Privilegien lag auch ihm am Herzen, ob es nun die des Monarchismus mit seinem Recht der Geburt, des Kapitalismus mit seiner Ausbeutung der Arbeiter, des Nationalismus mit seinem hierarchischen Denken oder letzten Endes auch des Kolonialismus mit seiner Ausnutzung der Schwarzen war, obwohl er beim letzten am längsten zögerte. Gegen den Protest seines Vaters arbeitete Ekkehard als Student in seinen Ferien einmal in einem Essener Kohlenbergwerk, um das Leben der Arbeiter dort kennenzulernen. Er schmiedete auch Pläne, sich in Südamerika eine Farm aufzubauen, um dort seinen Unterhalt mit eigenem Schweiß zu verdienen, aber sie scheiterten daran, daß sein Vater seine Unterstützung zurückzog. Die kapitalitische Betonung des Geldverdienens auf Kosten der Selbstverwirklichung hielt Ekkehard für verfehlt und deshalb war ihm der Beruf seines Vaters zuwider. Andererseits verstand er, daß sein Vater mit Einsatz und Erfolg deutschen Fleiß, deutsche Weltoffenheit und deutsche Ehrlichkeit im Ausland zur Darstellung brachte. Und kein anderer Beruf bot Reisemöglichkeiten, wie der des Kaufmanns, für den Ekkehard ja auch ausgebildet war. Ein Plan, den er kurz nach dem Studium formulierte, entwarf ein Handelsunternehmen begabter junger Deutscher, die möglichst zugleich als Matrosen, Künstler, Handwerker und Intellektuelle fungieren sollten und die als Botschafter deutschen Geistes und deutscher Gesinnung mit ihrem Segler in den Häfen der Welt anlegen sollten, um dort zugleich Waren zu verkaufen, künstlerische Darstellungen zu bieten, Ideen auszutauschen und Kontakte zu schmieden. Ehrliche Arbeit, kosmopolitische Gesinnung und die Rehabilitierung Deutschlands standen auf der Agenda. Ähnliche Pläne, ein Segelboot zu Handelszwecken zu mieten, erwog er auch später noch.

Während seiner Studienzeit wurde Ekkehard ein überzeugter deutscher “Nationalist”, falls dieser Begriff hier zutrifft. In seinem Tagebuch befindet sich etwas wie ein Treueschwur. Dennoch fühlte er sich in Deutschland nie besonders wohl; es war eben nicht seine Heimat und seine deutsche Ideologie war eine des Individuums und nicht der Gruppe oder Menge. Ihm ging es darum, die deutsche Idee ins Ausland zu tragen und sie dort mit den Lebensanschauungen anderer Völker zu messen. Außerdem hatte Deutschland mit seinen ökonomischen Schwierigkeiten jungen Menschen wenig zu bieten. Als sein Vater Ende 1924 Druck auf Ekkehard ausübte, in sein Geschäft in Sydney einzutreten, beschloß er kurzerhand eine recht zweifelhafte Stellung als Monteur und militärischer Ausbilder in Hedjas anzunehmen. Das kleine Land, das die heiligen Städte Mekka und Medina enthielt und die jährliche Hadj verwaltete, stand im Krieg mit Ibn Saud aus Saudi Arabien. Dort hatten sich die Überbleibsel der von England erst geförderten und dann verratenen arabischen nationalen Bewegung gesammelt, da Hedjas nunmehr das einzige der Länder im Nahen Osten war, das nicht unter britischer oder französischer Protektion stand. Ekkehard begegnete hier ähnlichen Ressentiments, wie es sie im besiegten  Deutschland gegen die Machtpolitik der Allierten gab. Er hoffte zunächst sich später in einem unabhängigen Hedjas als Geschäftsmann am Aufbau des Verkehrssystems beteiligen zu können, aber seine Seite verlor den Krieg. Als er dann sein Glück in Bagdad suchen wollte, mußte er erfahren, daß die britische Behörde seine Reise blockierte. Für Deutsche waren die Möglichkeiten, sich im Ausland zu betätigen, nach dem Krieg, wie es schien, durch die Interessen der Sieger beschränkt. Sein inzwischen versöhnter Vater half Ekkehard dann, ein Importgeschäft im neutraleren Persien  aufzubauen, was aber nach zwei Jahren durch die Finanzschwäche der deutschen Lieferfirma scheiterte. Die ökonomische Schwäche Deutschlands gehörte ja wohl auch zum Plan der Sieger.

Nach dem Zusammenbruch des persischen Unternehmens erklärte sich Ekkehard bereit, im väterlichen Geschäft zu arbeiten. Die Rückkehr in das einst so geliebte Sydney war enttäuschend. Bekannte hatten schon erzählt, daß die Nachbarn und ehemaligen Freunde geschworen hätten, nie wieder mit einem Deutschen zu sprechen. Auch der beste Freund von früher hielt sich an diese Abmachung. Als Ekkehard zu der Vorstellung eines Kriegsfilms ging, war das Benehmen der jungen Männer so triumphalistisch und chauvinistisch, daß er sich angewidert abwendete. Die Australier mußten offensichtlich demonstrieren, daß sie infolge ihres Kriegsbeitrags ihre Minderwertigkeitskomplexe losgeworden seien. Auch die ihm inzwischen liebgewordenen romantischen deutschen Werte der Natürlichkeit und des hohen Kunstgenusses wurden hier durch die geschminkten Mädchen, die Schlager- und Jazz-Musik, den fehlenden Sinn für Gemütlichkeit und die Abneigung gegen tiefschürfende Gespräche verletzt . Das nationalistische und plebeische Nachkriegs-Australien konnte sich mit jenem reichen, eleganten und weltoffenen Vorkriegs-Australien, das er aus seiner Jugend erinnerte, nicht messen. Das Geschäft des Vaters langweilte ihn und er bekam schließlich die Erlaubnis, sich in Neuguinea umzusehen.      

Während das östliche Papua schon lange australische Kolonie gewesen war, waren Neuguinea und die großen Inseln Neu-Pommern (später New Britain) und Neu-Mecklenburg (später New-Ireland) vor dem Weltkrieg deutsche Kolonien gewesen aber im Versailler Vertrag Australien als Mandatsgebiet übergeben worden. Die deutschen Pflanzer und Geschäftsleute waren enteignet und repatriiert worden, obwohl es einige gab, die z. B. aus Gründen der Heirat ausgenommen waren und andere, die sich noch oder wieder in verarmtem Zustand dort herumtrieben. Als Ekkehard in Rabaul ankam, konnte er ohne Schwierigkeiten im deutschen Klub Landsleute kennenlernen. Er half eine Zeitlang einem deutschen Pflanzer auf seiner Plantage und erfuhr und billigte dort zunächst die deutsch-koloniale paternalistische “strenge aber gerechte”  Handhabung der eingeborenen Arbeiter. Gleich zu Anfang lernte Ekkehard auch einen norwegischen Australier kennen, wie er bikulturell und somit als Freund vielversprechend, der einen Partner suchte, um seine Plantage finanzieren und bearbeiten zu können. Sein Vater erklärte sich einerseits zu einer Investition bereit, hoffte aber andererseits durch Verzögerung das Projekt hintertreiben zu können, was ihm auch gelang. In seiner Zeit in New Britain erfuhr Ekkehard viel über die Pionierarbeit der Deutschen dort, die Ungerechtigkeiten, die ihnen bei Kriegsende widerfahren waren und den elenden Zustand, in dem sich einst blühende Plantagen, welche unerfahrenen jungen “returned soldiers” übergeben worden waren, nun befanden. Im Interesse seiner Freunde bemühte Ekkehard sich später um den eventuellen Rückkauf dieser Kolonie und plante ihre Geschichte in einem Roman zu verarbeiten.

Ekkehard mußte zunächst eine Lohnarbeit annehmen, lernte dann einen deutschen Pionier und Menschenfreund kennen, der ihm, wie schon vor ihm gelegentlich jungen Australiern, zeigte, wie man nach Gold prospektiert und dann half eingeborene Arbeiter anzuwerben und zu respektieren. Dieser Mann, der bald darauf von Eingeborenen ermordet wurde, repräsentierte für Ekkehard den idealen Deutschen, australischer Prägung. Ekkehard wurde von einem deutschen Syndikat, das eine geologische Expedition ins Innere Neuguineas ausrüstete, als Verantwortlicher für den Proviant und die Träger angestellt. In den sechs Monaten im Urwald mit seinen beiden oft schwierigen weißen Kollegen, einem Deutschen und einem Russen, wuchsen ihm die Eingeborenen, aber auch die Australier, immer mehr ans Herz. Als er nach Sydney zurückkam, fühlte er sich dort vollkommen heimisch, kehrte aber, auf Anraten seines Arztes, 1931 nach Deutschland zurück. Ekkehard schrieb drei romanartige Versionen seiner Neu Guinea Erlebnisse, alle auf deutsch: eine realistische ‘australische’, eine humanistische und schließlich, da er mit diesen kein Glück hatte, eine deutsch-romantische, die 1933 zur Veröffentlichung kam. Im Auswärtigen Amt versuchte er Interesse für eine ethnologische Expedition zu erwecken. In der Ethnologie ging es um Gruppeneigenart ohne nationale Komplikationen. Leider war es dann in der Depressionszeit Leo Frobenius, dem angesehenen Ethnologen, der Ekkehard schätzen gelernt hatte, nicht möglich, ihn für eine seiner Expeditionen anzuheuern. Frobenius versuchte trotzdem noch einige Jahre lang, nunmehr vom nationalsozialistischen Deutschland aus, eine in Australien basierte Zusammenarbeit im Pazifik zu organisieren.

Als Ekkehard 1931 nach Deutschland zurückkehrte, war er entsetzt über das vermutlich Versailles-bedingte Elend, das die Depression und die politischen Wirren verbreitet hatten, aber auch über den wachsenden Erfolg der Partei Hitlers. Er schloß sich Mitte 1932 der Schwarzen Front Bewegung Otto Strassers an, die einen nationalen im Gegensatz zum internationalen Sozialismus anstrebten und damals die rechte Opposition gegen Hitler sammelte. Sein Mißtrauen gegenüber der Demokratie bestand noch immer und auch sein Glaube an die Schlüsselrolle großer Männer in der Politik. Er sah darin den deutschen Sonderweg. Als nunmehr Hitler, dieser “kleine Mann”, an die Macht kam und seine Feinde abfertigte, mußte Ekkehard Deutschland verlassen. Im meltingpot der Nationen und der Heimat des Kapitalismus, Kalifornien,  versuchte er unter anderem einen Roman auf deutsch und Filmszenarien auf englisch mit Themen zu Deutschland oder zur Bikulturalität zu schreiben und zu verkaufen. Letzteres haperte an der geschlossenen Front der jüdischen Filmindustrie, die als Gegenschlag zu  Hitlers rassistischen Maßnahmen einen Boycott gegen Deutsche betrieb. Ekkehard mußte sich schließlich 1935 doch für das Geschäft seines Vaters entscheiden.

Durch Deutschlands Programm der wirtschaftlichen Autarchie konnte Wolle jetzt nur noch im Tauschgeschäft gehandelt werden. Diesen Teil des Geschäftes übernahm er nun und mit Hilfe des Vermögens seines Vaters schuf und unterstützte er ein Netzwerk von deutschen und australischen Importeuren und Exporteuren, die in diesen schwierigen Zeiten auf vorbildhafte Weise zusammenarbeiteten. Damals half er auch einer Reihe von jüdischen Menschen, die nach Australien emigrieren wollten. 1938 reiste die Familie mit zwei kleinen Kindern noch einmal nach Deutschland um Familie und Freunde zu besuchen; sie mußte dann infolge der tschechoslowakischen Krise Hals über Kopf abreisen.1939 lernte Ekkehard den australischen Schriftsteller Xavier Herbert kennen, der in ihm Interesse für die australische Eigenart und australische Probleme weckte. Dann begann der Zweite Weltkrieg, in dem er von 1940-44 als Deutscher interniert wurde. Das hatte den Vorteil, daß er nicht gegen seine Freunde auf der einen oder anderen Seite kämpfen mußte (die Eltern und vier Brüder seiner Frau fielen auf deutscher Seite diesem Krieg zum Opfer). Er versuchte nun dazu beizutragen, unter den Gefangenen aus vielen Ländern eine würdige Gemeinschaft zu schaffen, befreundete sich aber vor allem mit deutsch-Australiern und lernte das australische Wachpersonal schätzen. Nach dem Krieg half Ekkehard Deutschen in Sydney durch karitative Vereine. Seine Kinder wurden, wie einst er selbst, zweisprachig erzogen. Als Australien in den siebziger Jahren eine multikulturelle Politik einführte, konnte Nationalität endlich als kulturelle und ethnische Eigenart, die in keinem Konfliktverhältnis zu politischer Loyalität stand, erfahren werden.[8]  

Was läßt sich aus einem solchen Lebenslauf, der zugegebenermaßen ein ungewöhnlicher ist, über Nationalismus während der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts in Erfahrung bringen? Erstens, daß er für den Einzelnen, und vielleicht ganz besonders den Auslandsdeutschen, der Tendenz nach ein andauerndes praktisches, intellektuelles und psychologisches Problem darstellte, das mit normalen Instinkten in Konflikt geriet. Zweitens, daß Nationalität auch für den Einzelnen eben ganz Verschiedenes bedeuten konnte: Heimat, Sprache, Staatsangehörigkeit, Familienzugehörigkeit, eine Kulturtradition, ein Ethos, eine politische Einstellung, Treue zu Freunden, physische Merkmale, Mannschaftsstolz, eine priviligierte oder mißachtete Stellung im internationalen Verein und dergleichen mehr, alles Dinge, die so gut wie nichts miteinander zu tun haben brauchen und deren Vermengung und Verwechselung zu gefährlichen Verschwommenheiten führen muß. Drittens, geht aus Ekkehards Briefen hervor, daß sich der Einzelne aus dem Kunterbunt von nationalen Eigenschaften wohl häufig seine eigene nationale Doktrin erfand, die ihn persönlich befriedigen mochte, die aber mit der seiner Mitbürger wenig gemeinsam zu haben brauchte.[9] Weiterhin illustriert Ekkehards Lebenslauf den Zwang zur nationalen Selbstdefinition, der in der Zwischenkriegszeit herrschte und dem auch bikulturelle Kosmopoliten nicht entrinnen konnten.[10] Darüberhinaus brachte der Nationalismus eine Kultur der ständigen Konfrontation mit sich. In der Praxis bot er nach dem Ersten Weltkrieg, wie sich hier zeigt, auch den Siegermächten die Gelegenheit, in einer Epoche der beginnenden Diskreditierung traditioneller Privilegien, so des kolonialen Privilegs der weißen Haut und des kapitalistischen Privilegs des Reichtums, ein neues Privilegium der Nationalität unter dem Deckmantel der moralischen Überlegenheit des Siegers einzuführen. Privilegien aber rufen immer wieder Gegenprivilegien hervor: in diesem Fall war es das der angeblichen Rasse, und das lang verletzte Gerechtigkeitsgefühl und Selbstbewußtsein vieler Einzelner kann solchen Erfindungen dann eine gefährliche Wucht verleihen.
  




[1]  E.J. Hobsbawm  Nations and Nationalism. Programme, Myth, Reality, Cambridge University Press: Cambridge, 1990.  
[2] ibid., S.11.
[3] Hierzu Hobsbawm: “Attempts to establish objective criteria for nationhood, or to explain why certain groups have become ‘nations’ and others not, have often been made, based on a single criteria such as language or ethnicity or a combination of criteria such as language, common territory, common history, cultural traits or whatever else.”  Hobsbawm zitiert hierzu Stalin: “A nation is a historically evolved, stable community of language, territory, economic life and psychological make-up manifested in a community of culture.” ibid. S.5.
[4] Richard White Inventing Australia. Images and Identity 1688-1980, Allen & Unwin: Sydney, 1981, hat die Stadien der “Erfindung” einer australischen Identität analysiert.
[5] Hobsbawm nennt Hitler “a logical Wilsonian nationalist”. A.a.O., S.133.
[6] “Ínter-war Europe also happened to see the triumph of that other aspect of the ‘bourgeois’ nation ... the nation as a ‘national economy’. Though most economists, businessmen and western governments dreamed of a return to the world economy of 1913, this proved to be impossible. Indeed, even had it been, there could have been no return to the economy of freely competitive private enterprise and free trade which was the ideal, and even part of the reality of the world economy in the heyday of British global supremacy.” Ibid,  S.131.
[7] Es ist interessant, daß der Versuch für die Nation eine uralte und ehrwürdige Vergangenheit zu kreieren, den Benedict Anderson in Imagined Communities. Reflections on the Origin and Spread of Nationalism, Verso: London & New York, 1991, als typisch für nationales Denken hervorhebt, für Ekkehard, der sich vor allem als Botschafter Deutschlands im Ausland sah, von keiner Wichtigkeit war.
[8] Zum australischen Multikulturalismus siehe besonders die Beiträge von Chandran Kukathas in Multicultural Citizens. The Philosophy and Politics of Identity, Hsg. C. Kukathas, CIS Readings 9, Multicultural Reasearch Program, 1993, S.18-30 & 145-157.
[9] Liah Greenfelds Versuch in ihrer Studie Nationalism. Five Roads to Modernity  Harvard University Press: Cambridge, Massachusetts / London, England, 1992, die ihrer Ansicht nach schon früh auf Abwege geratene deutsche Kulturentwicklung als monolithisch zu schildern und dabei die Faust-Nietzsche Tradition z.B. beiseitezulassen, führt zu völlig anderen Schlußfolgerungen als denen, mit deren Hilfe Ekkehard das deutsche Wesen charakterisierte. Man wird aus dem Kulturgut aller Völker sehr verschiedene Strähnen herauslösen können.
[10] Hobsbawm erwähnt die Ansicht Karl Renners und der Austro-Marxisten, daß nationale Anhängerschaft wie religiöse Konfession im Belieben des Einzelnen stünde. Das traf für Ekkehard nicht zu. A.a.O., S.7.

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